Die frühesten Einwohner Kameruns waren wahrscheinlich die Baka (Pygmäen). Sie bewohnen immer noch die Wälder der südlichen und östlichen Provinzen. Im Jahr 1500 wurde das Mandara-Königreich im Mandara-Gebirge gegründet und errichtete befestigte Bauten. In den 1770er Jahren eroberten die Fulani aus der Westsahel, den Nordkamerun.
größten Teil des heutigen Nordkameruns.
Obwohl die Portugiesen im 16. Jahrhundert vor Kameruns Haustür eintrafen, verhinderte Malaria eine weitergehende Besiedlung. Erst nachdem Maleria mit Chinin bekämpft werden konnte, erfolgte die Besiedlung durch die Europäer, die sich dem Sklavenhandel widmeten.
Ab dem 5. Juli 1884 wurde das gesamte heutige Kamerun und Teile einiger seiner Nachbarn zu einer deutschen Kolonie, Kamerun, mit einer Hauptstadt zuerst in Buea und später in Yaoundé. Die kaiserliche deutsche Regierung investierte erheblich in die Infrastruktur Kameruns, einschließlich der umfangreichen Eisenbahnen. Überall in der Kolonie wurden Krankenhäuser eröffnet. Doch die Deutschen führten auch Zwangsarbeit ein.
Im 1. Weltkrieg verloren die Deutschen ihre Kolonien. Kamerun wurde vom Völkerbund verwaltet und später zu 80% Frankreich zugesprochen. Ein Streifen vom Meer bis zum Tschadsee ging an England. Deutsche Verwalter durften die Plantagen weiterhin bewirtschaften, sie galten als tüchtig und wirtschaftlich erfolgreich.
Ab 1956 tobte Unabhängigkeitskampf und ab 1960 wurde der französische Teil selbständig. Im folgenden Jahr, am 1. Oktober 1961, stimmten die weitgehend muslimischen nördlichen zwei Drittel der britischen Kameruner für den Beitritt zu Nigeria. Das weitgehend christliche südliche Drittel, Südkamerun, stimmte der Vereinigung der Republik Kamerun zur Bildung der Bundesrepublik Kamerun zu.
Ahmadou Ahidjo, ein in Frankreich ausgebildeter Fulani, wurde 1961 zum Präsidenten der Föderation gewählt. Er verbot 1966 alle politischen Parteien außer seinen eigenen. 1982 trat er als Präsident zurück und wurde von seinem Premierminister Paul Biya, der seitdem die Macht nicht mehr abgegeben hat. Zwar hat er weitere Parteien zugelassen, doch konnten diese die Macht bei mehreren Wahlen nicht gefährden.
Viele Kameruner sind gegen das Regime, darüber informieren wir auch in Beiträgen. Dennoch ist Kamerun weitgehend stabil und zählt zu den relativ sicheren Reiseländern in Afrika, obwohl es manchmal zu Überfällen kommt.
Nachfolgende Texte sind von Gudrun Riedel, mit acht Jahren Erfahrung in der Entwicklungsarbeit in Kamerun und Ruanda. Die Veröffentlichung der Länderinformationen auf unseren touristischen Seiten wurde mit der GIZ besprochen, weil das Länderportal abgeschaltet wurde.
Zahlreiche Artefakte belegen eine frühe Besiedlung der Region. Erste Kontakte zu Europäern führten zur Aufnahme von Handelsbeziehungen und Mission. Deutsche, Briten und Franzosen prägten die Kolonialgeschichte. Nach der Unabhängigkeit etablierte sich ein Einparteienstaat und seit 1991 ein Mehrparteiensystem. Trotzdem haben Präsident und «seine» Partei nach wie vor die politische «Schlüsselgewalt».
Tag der Unabhängigkeit
01.01.1960 (nur für frz. Mandatsgebiet)
Staatsoberhaupt
Paul Biya (seit 1982)
Regierungschef
Joseph Dion Ngute (Premierminister seit 2019)
Politisches System
Präsidialrepublik, Mehrparteiensystem
Demokratie Status- Index (BTI) Rang 108 von 137 (2020)
Korruptionsindex (CPI)
Rang 149 von 179 (2020)
Ibrahim Index of African Governance Rang 37 von 54 (2020)
Geschichte
Vorkoloniale Geschichte
Als Erste, der noch heute in Kamerun siedelnde Völker, zogen wohl die Baka in das Gebiet, das heute den Staat Kamerun bildet. Über lange Zeit wird die Region durch kontinuierliche Migrationsbewegungen (Bantu- bzw. bantoide Völker, Tschadvölker, Fulbé etc.) geprägt.
Auf dem Gebiet des heutigen Kamerun hatten sich bis zum 15. Jahrhundert zahlreiche Kleinkönigtümer herausgebildet. Nach Ankunft der Portugiesen an der Mündung des Wouri 1492 wurde die Küste im 16. Jahrhundert Zentrum des Handels – auch des Sklavenhandels, dessen Geschichte in Kamerun heute von Organisationen wie «Les Anneaux de la Mémoire/Mémoires libérées» bearbeitet wird. Zugleich eroberten die Fulbe das Gebiet von Norden her und gründeten islamische Fürstentümer; bis ins 19. Jahrhundert dehnten sie ihre Herrschaft bis ins Zentrum des heutigen Kamerun aus.
Kolonial- und Mandatszeit
Wie die meisten afrikanischen Länder hat auch Kamerun eine koloniale Vergangenheit. Die Geschichte des Landes wurde über ein dreiviertel Jahrhundert von Europäern (Portugiesen, Holländern, Deutschen, Briten und Franzosen) mit geprägt.
Eine Besonderheit ergab sich nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft: 1919 wurde Kamerun Mandatsgebiet des Völkerbunds, der das Land in ein britisch (1/5 des Landes) und ein französisch (4/5 des Landes) verwaltetes Gebiet aufteilte. Diese Teilung wurde erst im Jahre 1961 durch ein UNO-Referendum zumindest teilweise wieder aufgehoben, indem sich der südliche Teil Britisch-Kameruns für die Vereinigung mit dem inzwischen unabhängig gewordenen «französischen» Teil aussprach.
40 Jahre getrennte Geschichte unter zwei verschiedenen «Herren», sowie die Umstände und Nachwirkungen dieser «Vereinigung» hinterließen Spuren bis in die Gegenwart. Die offizielle Zweisprachigkeit, unterschiedliche Schul- und Gerichtssysteme und eine Separatistenbewegung sind die augenfälligsten Zeugnisse.
Mit dem Abschluss eines Schutzvertrages zwischen den Douala- «Königen» und dem deutschen Kaiserreich im Jahre 1884 begann die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun. Kamerun wurde zur deutschen Handelskolonie: Lieferant für begehrte Rohstoffe wie Palmöl und Kautschuk, Absatzmarkt für deutsche und europäische Industrieprodukte;- aber auch Menschen wurden angeworben, um in sogenannten Völkerschauen ausgestellt zu werden. Unter dem Gouverneur Jesko von Puttkamer erweiterte das deutsche Kaiserreich seine Kolonialherrschaft gewaltsam in Richtung Norden, abgesichert durch Bündnisse mit einem Teil der einheimischen Herrscher und Verträgen mit Großbritannien und Frankreich. Einheimische Bevölkerung wurde vertrieben um Plantagen zu errichten; mit Zwangsarbeit wurde Infrastruktur für den Handel geschaffen: Straßen und Eisenbahnstrecken. Aufstände wurden blutig niedergeschlagen und an Kamerunern, die den deutschen Interessen zuwiderlaufende Ziele verfolgten, blutige Exempel statuiert. Das Schicksal des Douala-Königs Rudolf Douala Manga Bell oder des ehemaligen Unteroffiziers der deutschen Schutztruppe in Kamerun Martin Paul Samba, sind prominente Beispiele hierzu.
Im ersten Weltkrieg unterlag die deutsche Kolonialarmee 1916 den alliierten Truppen. Danach wurde Kamerun geteilt und Frankreich und Großbritannien bekamen die jeweiligen Mandatsgebiete vom Völkerbund übertragen. Ein Kuriosum der Geschichte rankt sich um die «Deutsche Banane«: Bis in die 30-er Jahre wurden über die «Afrikanische Frucht-Compagnie A.G.» aus dem britischen Mandatsgebiet «Deutsche Kamerun-Bananen» nach Deutschland importiert, nachdem die ehemaligen kolonialen Plantagengebiete zwischen Mount Cameroon und Tiko in den 20-er Jahren auf Londoner Auktionen von der A.F.C. rückerworben wurden.
In den 50er-Jahren entwickelte sich in Kamerun eine Unabhängigkeitsbewegung, deren Führer Ruben Um Nyobe (Biographie) als einer der großen afrikanischen Visionäre die Sache der Unabhängigkeit auch vor der UNO vertrat. Der kommunistisch genannte Aufstand wurde mit größter Brutalität niedergeschlagen, Ruben Um Nyobe 1958 von französischen Truppen erschossen. Damit war der Esprit des Ethnien übergreifenden nationalen Aufbruchs gebrochen.
Videos zum Thema:
Der blutige Weg zur Unabhängigkeit und ein Interview mit der Regisseurin Ahidjo
Entwicklung zum modernen Staat
Frankreich installierte den Repräsentanten der westlich orientierten Gegner Nyobes, Ahmadou Ahidjo (Biographie), als Führungsfigur beim Übergang in die Unabhängigkeit: 1960 wurde Ahidjo Kameruns erster Präsident. 1961 entschieden sich die damaligen «Southern Cameroons», die heutigen anglophonen West-Provinzen, bis dahin Teil des britischen Mandatsgebiets, in einer Volksabstimmung für eine Wiedervereinigung mit dem inzwischen unabhängig gewordenen, ehemals französischen Teil Kameruns. In der Folge installierte sich die klientelistische Diktatur einer Einheitspartei.
Ahidjo trat 1982 das Präsidentenamt aus «Gesundheitsgründen» an Paul Biya (Biographie) ab; Biya riss kurze Zeit später die gesamte Macht an sich. Es blieb bei der Herrschaft der Einheitspartei RDPC/CPDM (Rassemblement Democratique du Peuple Camerounais/Cameroon People Democratic Movement). 1990/91 kam es im Zuge des neuen demokratischen Aufbruchs in Afrika auch in Kamerun zu einer Bewegung für eine unabhängige Nationalkonferenz. Nach blutiger Repression hielt sich aber die Partei des Präsidenten an der Macht. In der Folge entwickelte sich eine dosierte demokratische Öffnung mit der Zulassung von Parteien, unabhängiger Presse und Wahlen, deren demokratischer Charakter aber immer wieder stark umstritten ist. Das System der austarierten Zuwendungen an Parteien und regionale Eliten unter der Vorherrschaft von Partei und Volksgruppe des Präsidenten hat sich inzwischen derart stabilisiert, dass offene Repression heute die Ausnahme bildet. Trotzdem stellen Korruption, Staatsversagen, vor allem im Bildungs- und Gesundheitsbereich, sowie die zunehmende soziale Ungleichheit Sprengstoff für die kamerunische Gesellschaft dar. Die Vereinigung des nicht gleichberechtigten anglophonen mit dem frankophonen Teil Kameruns spielt in der Politik des Landes immer wieder eine wichtige Rolle.
Videos zum Thema:
Staatsstreich 6. April 1984 (Zeitdokumente I und II)
Staatsstreich in den französischen Nachrichten